Wenn Kinder sterbenskrank sind

Es ist eine lang gehegte Vision, die der Gronauer Hospizverein nun endlich Realität werden lassen kann: Ein ambulanter Hospizdienst für Kinder und Jugendliche. Möglich macht es die Kooperation mit dem „Kinderhospiz-Stützpunkt Löwenherz“ in Lingen.
„Wir haben die Idee schon vor fünf oder sechs Jahren gehabt, erklärt die Vorsitzende der Hospizbewegung St. Josef, Marita Wilken. Bislang betreut der Gronauer Hopsizverein mit seinem gut eingespielten Team an ehrenamtlichen Hospizbegleitern Erwachsene Gronauer, die an einer unheilbaren Krankheit leiden oder schlicht in der letzten Phase ihres Lebens sind.

Die Erfahrungen aus der bisherigen Arbeit sind nicht ohne weiters auf Kinder und Jugendliche übertragbar. „Das ist ein großer Unterschied“, sagte Sabine Dirkes. Die Leiterin des Löwenherz-Stützpunkts in Lingen arbeitet ab sofort mit dem Gronauer Verein eng zusammen. „Bei Erwachsenen geht es eher um das Ende des Lebens, bei Kindern ist das eher Lebensbegleitung“, erklärte sie. „Das kann über mehrere Jahre gehen, eventuell auch über den Tod hinaus, wenn Angehörige betroffen sind.“                                                                                                                                                                                                                       Ein Hindernis ganz anderer Art für die Vision der Gronauer Hospizbewegung waren die Rahmenbedingungen. „Der Gesetzgeber schreibt vor, dass man 15 ausgebildetete Ehrenamtler für den Dienst hat,“ erklärt Marita Wilken. „Die haben wir nicht – jedenfalls im Moment noch nicht.“ Zwar sei nicht damit zu rechnen, dass die Zahl an ambulanten Hopizbegleitungen für Kinder und Jugendliche eine ähnlich hohe Anzahl erreicht wie bei Erwachsenen. Dafür dauern sie nicht nur länger: „Das bindet auch viele Kapazitäten“, meint Silvia Rickert Ehrlichmann.                        „Das bedeutet für unsere Leute, dass sie eine Zusatzausbildung machen müssen“, so Wilken. Außerdem musste die AOK grünes Licht für die ungewöhnliche Kooperation geben. „Wir sind der erste ambulante Hospizdienst in NRW, der mit dem Löwenherz-Verein zusammenarbeitet.“ Der Verein un seine ambulanten Hospizstützpunkte entstanden in der Folge des Kinder- und Jugendhospizes Löwenherz in Syke bei Bremen. „Manche Kinder und ihre Familien kommen über Jahre immer wieder ins stationäre Hospiz“, erklärt Sabine Dirkes. „Die wünschten sich auch Unterstützung Zuhause.“ Eine Befragung dieser Familien zeigte auch: Sie wünschen sich keine „Experten“, sondern Menschen aus dem „normalen Alltag“. Aus diesem Gedanken heraus entstand zunächst ein ambulantes Kinderhospiz im Bremer Umland, der über die Jahre immer weitere Kreise zog. Dabei legte der Verein Löwenherz Wert auf eine gute Vernetzung, aber auch die Ausbildung der Ehrenamtlichen. usbildungderEhrenamtlichen.         Auf dieses Netzwert und die Fortbildungsmöglichkeiten können die Gronauer nun zurückgreifen. Wilken: „Durch diese Anbindung können wir mit zwei bis drei Begleitern anfangen. Die Lingener stehen beratend und unterstützend zur Seite.“ Auch verringere such der logistische Aufwand. Und: „Man kann Anfangsfehler eindämmen.“                     Silvia Rickert-Ehlichmann ist eine von drei Koordinatorinnen bei der Gronauer Hospizbewegung und wird ab sofort auch den Dienst für Kinder und Jugendliche koordinieren. Eine Mitarbeiterin hat die Zusatzausbildung bereits abgeschlossen, eine ist kurz davor. Eine weitere soll im Frühjahr 2020 ausgebildet sein. „Man kann nicht sagen, man macht Sterbebegleitung und klammert Kinder dabei aus“, sagt sie. „Ich finde, dass auch Kinder und ihre Familien einen Anspruch darauf haben sollen.“                                                                                                                                         Laut einer Statistik des Bundesverbandes liegt der Bedarf bei eine Kinderhospizbegleiter je 5000 Einwohner. Da bliebe also für Gronau noch Luft nach oben. Konkrete Anfragen gebe es allerdings noch nicht, so Wilken. „Aber egal, wie groß der Bedarf sein wird, sind wir bemüht, ihn zu bedienen.“                                                                                              Und wie sieht es mit der Belastung für die Begleiter aus, wenn es bei einem Kind ans Sterben geht? „Wir bgleiten das Leben, nicht nur das Sterben. Sicher ist es oft um ein Vielfaches schwerer“, überlegt Rickert-Ehrlichmann. Es gebe immer auch viele schöne Momente, gerade auch im Kontakt mit den Angehörigen. „Es wird ja nicht ständig gestorben. Gestorben wird nur einmal.“

 

Marita Wilken, Sabine Dirkes und Silvia Rickert-Ehrlichmann (v. l.) freuen sich auf die Kooperation zwischen der Hospizbewegung St. Josef und dem ambulanten Kinderhospizdienst-Stützpunkt Löwenherz in Lingen.                            Foto: Christiane Nitsche