NRW Sozialminister Karl-Josef Laumann besucht Hospizbewegung
In Gronau gut aufgestellt
Von Christiane Nitsche-Costa
Viel Zeit hat er nicht an diesem Sonntag: Karl-Josef Laumann hat jede Menge Termine – und fast alle ranken sich ums Thema Corona-Pandemie. So konnte der Termin zum Welthospiztag am 10. Oktober, für den er sich in diesem Jahr den Besuch bei der Hospizbewegung Gronau ausgesucht hat, eine willkommene Abwechslung sein für den obersten Hüter von Gesundheit und Sozialem in Nordrhein-Westfalen. Doch natürlich geht auch und gerade bei der Hospizarbeit kein Weg an dem vorbei, was derzeit in aller Munde ist. Gleich zu Beginn machte Karl-Josef Laumann deutlich für wie wertvoll und wichtig er die Hospizarbeit hält. „Ich höre zurzeit oft, dass die Hospize durch Corona Einbrüche haben“, erklärte der Minister mit Blick auf die Spendeneinnahmen, ohne die Hospizarbeit nicht denkbar ist. Er wolle noch die Weihnachtszeit abwarten, meinte er. „Aber das habe ich im Blick, dass wir da unter Umständen als Land reagieren müssen“.
Doch nicht nur die stationären Hospize können auf die Unterstützung des Minister zählen, wie er deutlich machte. „Eine der positiven Veränderungen der letzten 20 Jahre in der Gesellschaft ist die flächendeckende Hospizbewegung“, stellte er fest. Sei diese Arbeit anfangs noch „ein bisschen beäugelt“ worden, sei hier „in einem der schwierigsten Bereiche eine Bürgerbewegung entstanden, die ihresgleichen sucht.
Laumann wollte vor allem von den Ehrenamtlichen vor Ort hören, wie sie ihre Arbeit organisieren, finanzieren – und wie sie sich durch die Pandemie verändert habe. „Unter allen Verordnungen, die ich unterschrieben habe, war das die, die mir am schwersten gefallen ist“, erklärte er mit Blick auf die Besuchsbeschränkungen in Senioren- und Pflegeheimen im Frühling und Frühsommer. Vor dem Hintergrund der aktuell steigenden Infektionszahlen bekräftigte er abermals, „dass wir ein neuerliches Besuchsverbot, genau wie ein Schließen der Schulen, unbedingt vermeiden müssen“. Er setze auf die sogenannten Schnelltests, die der Bundesgesundheitsminister den Pflegeeinrichtungen zur Verfügung stellen wolle. „Ich glaube, dass wir dadurch erheblich weiterkommen“.
Die Ehrenamtlichen in der Hospizbewegung berichten dem Minister anschaulich von Ihren Erfahrungen in den Angeboten die zum Spektrum des Vereins gehören: von Sterbebegleitung über das Trauercafé bis zur Kindertrauergruppe. „Corona war für uns eine Herausforderung“, erklärte Marita Timmerman, zweite Vorsitzende des Vereins. Zusammenkünfte in den Gruppen, Besuche in den Pflegeheimen, aber auch in den Familien waren für die aktuell 60 Ehrenamtlichen gar nicht oder nur in kompletter Schutzkleidung möglich. Anita Altemeyer etwa schilderte anschaulich, wie sie die Dame, die sie zurzeit begleitet, förmlich anschreien musste, weil sie durch die Maske für die schwerhörige Frau nicht mehr zu verstehen war. Sie machte aber auch deutlich, dass es oftmals nicht nur die Sterbenden sind , für die ihr Dienst ein Segen ist. „man merkt, wie dankbar das Pflegepersonal ist, dass wir ein Stück Arbeit abnehmen“, sagte sie, „gerade in den Endphasen“. Für viele blieb indes nur das Telefon. Und das wurde eifrig genutzt, wie Marita Timmerman schilderte. Die Ehrenamtlichen hätten viel Kreativität bewiesen, erklärte sie. „Da wurde vorgelesen, zugehört und sogar gesungen“. Gleichzeitig hätten die Koordinatorinnen des Vereins einerseits mit den betroffenen Familien Kontakt gehalten, andererseits aber auch bei den Ehrenamtlichen nachgefragt, berichtete Silvia Rickert-Ehrlichmann als eine von ihnen: „Wie geht es euch, wie geht ihr damit um, dass ihr nicht zu euren Begleitungen könnt?“ Es sei schwer auszuhalten gewesen, zu wissen: „Die Bedarfe sind da, aber wir können nicht hinzu den Patienten“. Minister Laumann warf nur hin und wieder eine Frage ein, etwa die nach der Finanzierung. Er zeigte sic überrascht, dass die Ehrenamtlichen grundsätzlich selbst 200 € zu den Kosten für Ihre Ausbildung beisteuern müssen. Die Angebotspalette und die über 20Jahre gewachsene Strukturen des Vereins beeindruckten ihn sichtlich: „Ich glaube, dass Sie in Gronau gut aufgestellt sind.“
Bürgermeister Rainer Doetkotte, selbst Mitglied im Verein, betonte, dass der Wert der Hospizarbeit weit über das soziale Element hinausgehe. Er glaube, dass sich auch strukturell etwas verändern müsse. „Die Botschaft ist, dass wir eine ehrenamtliche Vereinigung sind, die gern auch mehr sein will“. Wie dieses „Mehr“ oft aus vermeintlich „Wenig“ erwächst, mache Doris Plat deutlich, die regelmäßig Patienten auf der Palliativstation im Antonius-Krankenhaus besucht, wo nicht jeder Patient noch ansprechbar ist. „Manchmal stelle ich mich einfach nur dazu und versuche, den Raum mit einem guten Gefühl zu füllen“, erklärte sie, worum es im Kern gehe: „Einfach da sein“.